The Chamber of Darkness

[inspic=253,right,fullscreen,130]The Chamber of Darkness

Idee und Entwurf: Christian Polkläser
Technische Realisierung: Holger Sembill
Fotogalerie

Seit 3-4 Jahren fasziniert mich das Thema Halloween immer mehr. Damit meine ich jedoch nicht die kitschige Variante, wie man Halloween oft durch die Medien vermittelt bekommt, sondern die gruselige Seite, der lebendig gewordene Horror. Viele Freizeitparks sind bereits mit auf diesen Zug aufgestiegen, allen voran der Moviepark Bottrop mit seinem Halloween Horror Fest, bei dem man schon starke Nerven braucht, wenn zur Dämmerung die Zombies und sonstige Spukgestalten aus ihren Löchern gekrochen kommen.

Im Jahr 2005 nahm diese Faszination besondere Formen an: Ich beteiligte mich an einem Halloween-Projekt, bei dem ein Garten zu einer Gruselstätte umfunktioniert wurde. Neben einigen dekorativen Szenen bauten wir ein Outdoor- und ein Indoor-Maze (Maze = Grusel-Irrgarten), sowie eine showähnliche Attraktion: The Chamber of Darkness.

Mein Job war es, Technik beizusteuern, die teilweise erst noch entwickelt und gebaut werden musste. So entstanden z.B. Steuergeräte zum simulieren von Feuer oder eine funkuhrgesteuerte Turmuhr mit Wolfsgeheul und Donnerschlag. An technisch aufwändigsten war jedoch die Chamber of Darkness. Die Show bestand aus einer Preshow mit einem Darsteller sowie einer Hauptshow mit einem weiteren Darsteller (ich) im Dialog mit zwei Audio-Animatroniks (Synchron mit Ton gesteuerten automatischen Puppen). Eine weitere Audio-Animatronik befand sich im Verbindungsgang zwischen Preshow- und Hauptshow-Raum. Sämtliche Animatroniks sowie sämtliche Licht- und Toneffekte wurden zentral von einem selbst entwickelten Controller gesteuert.

Die Story:

[inspic=254,left,fullscreen,180]Bei Sanierungsarbeiten an einer Friedhofsmauer wurde ein Zugang zu einem bisher unbekannten System von unterirdischen Gängen und Grabkammern entdeckt. Archäologen sind gerade dabei, die Gänge und Grabkammern zu erforschen, die bisher erforschten Bereiche können aber bereits von Besuchern besichtigt werden. Der Besucher betritt nach dem Eingang direkt den ersten Raum, eine Art Vorraum zum unterirdischen System. Hier erhält der Besucher von einem Mitarbeiter des archäologischen Teams eine kurze Einführung sowie eine Sicherheitseinweisung.

Nach der Einweisung begeben sich die Besucher in einen dunklen Gang, um die bereits erforschten Grabkammern zu besichtigen. Unterwegs begegnen die jedoch einem verstörten Mitarbeiter (Animatronik 1), der ihnen den Weg versperrt. Etwas schreckliches sei passiert und er bittet die Besucher, nicht weiterzugehen. Stattdessen bleibt den Besuchern nur die Möglichkeit, in eine bisher noch nicht erforschte Grabkammer auszuweichen. Dort nimmt das Unglück seinen Lauf.

[inspic=260,right,fullscreen,180]In dieser Kammer werden die Besucher von einem Untoten (Live-Darsteller) überrascht. Er klärt die Besucher über den Fluch dieser Kammer auf. Jeder, der diese Kammer betritt und den bösen Geist weckt, der in dieser Kammer schlummert, ist verdammt, auf ewig in dieser Kammer zu verweilen. So erging es dem Untoten, der bereits vor 500 Jahren die unterirdischen Kammern entdeckte. Zwei weitere Figuren schalten sich in das Gespräch ein. Skully (Animatronik 2), ein freches Gerippe (mehr ist von ihm nicht mehr übrig) beginnt lauthals zu singen. Das wird jedoch dem neurotischen Stinky (Animatronik 3) zuviel. Er kommt aus seinen Sarg und versucht, für Ruhe zu sorgen, um den bösen Geist nicht zu wecken. Nach ein paar Beleidigungen, die sich Stinky und Skully an den Kopf werfen (und die das Publikum belustigen) wacht der böse Geist doch auf. Dies ist die letzte Möglichkeit für die Besucher zu fliehen.

Die Technik:

So interessant der gesamte Ablauf der Show auch ist, genauso aufwändig und anspruchsvoll ist die Technik, die dahinter steckt. Voraussetzung war, dass sämtliche Vorgänge vollautomatisiert abliefen, um die Attraktion mit möglichst wenig Personal betreiben zu können. Da ich bei der Turmuhr mit Wolfsgeheul und Donnerschlag schon gute Erfahrungen gemacht hatte, entschied ich mich, die C-Control-Unit M2.0 von Conrad Elektronik als Systemprozessor einzusetzen. Vorteil dieses System ist: Die Software für die Unit lässt sich in einer Basic++ Umgebung entwickeln. Diese Programmiersprache ist leicht zu erlernen bzw. für erfahrene Programmierer bereits intuitiv anwendbar. Die C-Control-Unit übernahm somit sämtliche Systemprozess-Steuerungen.

[inspic=276,left,fullscreen,180]Die 6 benötigten Tonspuren für die Gesamt-Attraktion wurden auf 3 MP3-Playern verteilt. Diese MP3-Player wurden von mir modifiziert, um sie von der C-Control-Unit steuern lassen zu können. Am einfachsten ging dies durch Relais, die parallel zu den Tasten der MP3-Player angeschlossen wurden. Somit muss die C-Control-Unit nur noch eine Bedienung durch einen Benutzer simulieren.

[inspic=275,right,fullscreen,180]Eine weitere technische Raffinesse ist der Sarg, aus dem eine Animatronik herauskam. Hier kam es (erstmals für mich) zum Einsatz von Pneumatik. Ein verdeckter Druckluft-Zylinder öffnet den Sarg-Deckel, ein weiterer richtet den Torso der Puppe auf. Die dazu nötigen Ventile werden ebenfalls von der C-Control-Unit zu den richtigen Zeitpunkten angesteuert.

Weitere Steueraufgaben entfallen auf ein Stroboskop, dass synchron zu den jeweiligen Donnerschlägen einsetzen muss, sowie auf die Abfrage der Tasten zwecks Start/Stopp der einzelnen Showphasen. Eine der Tasten ist ein versteckter Funk-Taster am Gürtel des Live-Darsteller in der Hauptkammer. Bestandteil der Show ist es, dass eine der Animatroniks dem Live-Darsteller auf ein Stichwort hin ins Wort fällt. Da aber der Live-Part am Anfang der Show publikumsbedingt unterschiedlich lang ausfallen kann, ist hier ein festes Timing nicht möglich. Mit dem unter dem Kostüm versteckten Funkknopf am Gürtel kann der Darsteller die Animatronik aufs Stichwort auslösen.

Um die Mundbewegungen der Animatroniks zu realisieren, war lediglich ein wenig altbewährte Analog-Technik nötig. Eine VU-Meter-ähnliche Schaltung steuert einen Servo-Motor. Dieser Motor lässt sich prima in einem Kunst-Schädel verstecken. Über eine Hebelachse bewegt dieser dann den Unterkiefer des Schädels. Weiterhin kam eine Flackerlicht-Schaltung zum Einsatz. Mit dieser wurde das aus Hollywood-Filmen bekannte Flackern einer instabilen Stromversorgung simuliert. Die restliche Beleuchtung und Beschallung wurde mit fertigen Komponenten wie Punktstrahler, Flame-Lights, Nebelmaschinen und Aktivboxen realisiert.

Fazit:

[inspic=269,left,fullscreen,180]Dies war ein erster Versuch, eine showähnliche, automatisierte Attraktion zu gestalten. Einiges kann und muss noch verbessert werden, einige weitere Ideen sind wegen Zeitmangels gar nicht mehr umgesetzt worden. Dennoch kann die Attraktion dennoch als Erfolg gewertet werden. Die Publikumsmeinungen waren durch die Bank gemischt, aber überwiegend positiv. Was lediglich überhaupt nicht ankam war die Ersatzshow, die komplett ohne Live-Darsteller in der Hauptkammer auskam. Hier fehlte einfach der interaktive Part. Diese Ersatzshow war jedoch lediglich als Notbehelf gedacht, falls ich (als Live-Darsteller) mal nicht zur Verfügung stehe, sondern an anderer Stelle gebraucht wurde.

Ein weiteres Handicap war die räumliche Enge des Gelände. Dadurch konnten manche Effekte nicht so ausgenutzt werden, wie sie ursprünglich geplant waren. Schließlich sollten die Gäste draußen nicht schon hören, was drinnen geschieht. Durch die Enge konnten auch nicht so viele Besucher gleichzeitig bedient werden, sodass es zu längeren Wartezeiten kam. Dass aber Wiederholungsbesucher Wartezeiten von 30-60 Minuten auf sich nehmen, kann ja nur bedeuten, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Durch geschicktes Timing von Pre- und Hauptshow konnten wir in Spitzenzeiten dennoch bis zu 300-350 Besucher pro Abend durch die Kammer schleusen.

Die technische Lösung mit den per Relais angesteuerten MP3-Playern war zwar einfach und preiswert, jedoch im praktischen Einsatz doch unbefriedigend. Hier suche ich noch nach einer preiswerten Lösung, Audiofiles in guter Qualität (vorzugsweise MP3) auf Befehl anzuspielen und zu steuern.

Die Zukunft:

[inspic=278,left,fullscreen,180]Die Attraktion wurde nach der Veranstaltung nicht komplett abgerissen. Die Technik wurde sorgfältig ausgebaut und eingelagert. Lediglich das Gebäude und der Sarg existieren nicht mehr, können aber neu aufgebaut werden.

Bei der Planung der Technik wurde bereits an die Zukunft gedacht. Die Steuerung ist jederzeit für weitere Effekte erweiterbar. Durch den Einsatz der MP3-Player kann die Show auch recht einfach erneuert, erweitert oder ausgetauscht werden. Auch sind ständig wechselnde Shows problemlos realisierbar.

(c) 2006 Holger Sembill

Einen bebilderten Rundgang durch die Chamber of Darkness gibt es in der Fotogalerie.

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